Robert Heinlein:Â Starship Troopers
#1
Geschrieben 25 September 2012 - 20:27
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#2
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 07:30
Wie meist bei Heinlein liest sich die Sache sehr flüssig, ich bin bereits mit drei Kapiteln durch. Schon bei den Widmungen zu Beginn und bei dem angeführten Zitat bin ich allerdings kurz ins Stocken geraten. "… who have labored to make men out of boys". Solche Sprüche kann ich wirklich kaum erst nehmen und es braucht einiges an geistiger Anpassung, um mir zu vergegenwärtigen, dass Heinlein in einer doch ziemlich anderen Zeit gelebt hat und dass diese Widmung wohl gänzlich unironisch gemeint ist. Ebenso den markigen Spruch zu Beginn von Kapitel 1.
Das erste Kapitel funktioniert als klassische Vorblende, was den Vorteil hat, dass man mitten in der Action drin beginnen kann. Kapitel zwei geht dann in der Chronologie zurück und es wird zum ersten Mal skizziert, wie die Gesellschaft in ST aufgebaut ist. Lehrer Dubois vertritt die Ansicht, dass Probleme nur mit Gewalt gelöst werden können (im Original "to settle"), wobei sich da die Frage stellt, was genau mit "settle" gemeint ist. Es stimmt: Wenn man, wie im Falle von Karthago den Gegner komplett auslöscht, hat man das "Problem" wohl tatsächlich gelöst. Ob diese Strategie auch bei einem modernen Krieg anwendbar ist, würde ich allerdings bezweifeln (von Feinheiten wie der Frage, ob das ethisch vertretbar ist, ganz zu schweigen).
Kapitel drei ist dann klassische Boot-Camp-Ausbildungs; erinnert mich in vielem an Full Metal Jacket.
PS: Der Zusatz in dem von methom geposteten Cover ("Der Roman zum Film von Paul Verhoeven" ist schon fast unfreiwillig komisch).
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Gedanken rund um Utopie und Film gibt's auf utopia2016.ch.
Alles Wissenswerte zur Utopie im nichtfiktionalen Film gibt es in diesem Buch, alles zum SF-Film in diesem Buch und alles zur literarischen Phantastik in diesem.
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#3
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 09:32
Als Pageturner funktioniert es (bin im dritten Kapitel) durchaus. Kein Wunder, dass es so oft imitiert wurde ...
@simifilm
Das unfreiwillig Komische daran ist auch mir nicht entgangen, ich musste wirklich schmunzeln.Der Roman zum Film von Paul Verhoeven
LG
Jakob
Austriae Est Imperare Orbi Universo
#4
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 09:47
Ich habe das Buch schon (länger her) mehrmals gelesen, daher wollte ich bei dieser Leserunde eigentlich nicht mitmachen. Meine Eindrücke nach den ersten Kapiteln des Wiederlesens: Liest sich nach wie vor spannend. Die von Heinlein vertretene Grundlinie, ich definiere sie mal so: "Nur der, der Militärdienst leistet, darf wählen", die gleich am Anfang des Romans hervortritt, ist eine provokante. Eine entschärfende Ironie -- wie bei der Verfilmung -- bleibt mir verborgen. Oder aber: ich verstehe oder entdecke sie im Buch (bisher) nicht. Ich weiß, das klingt nach Küchenpsychologie, aber bei Heinlein scheint die Bewältigung von Erfahrungen in seinem (gesundheitshalber) abgebrochenen Militärdienst eventuell doch eine Rolle in seinem literarischen Schaffen gespielt zu haben. Für unreifere Jugendliche würde ich das Buch eher nicht empfehlen.
Ironie kann ich ebenfalls nirgends entdecken. Was aber wiederum nicht heissen muss, dass alles, was im Roman erzählt wird, 1:1 Heinleins Ansichten entspricht.
Ich lese parallel dazu Grumbles from the Graves, eine posthum veröffentlichte Auswahl von Briefen Heinleins. Dass das Militär, genauer: die Navy, für Heinlein sehr wichtig war, dass sie sein Denken geprägt hat, ist hier offensichtlich und wird von ihm auch betont. Er selbst spricht wörtlich von "Indoktrination" (was im Kontext aber durchaus nicht negativ gemeint ist). Das Recht, Waffen zu besitzen, hält er ebenfalls hoch. Zumindest all dieses "Die Armee macht aus Knaben Männer"-Gesülze ist, soweit ich das beurteilen kann, durchaus nicht ironisch gemeint. Ein Urteil dazu, ob Heinlein wie Dubois der Ansicht war, dass Gewalt alle Dinge regelt, behalte ich mir noch vor.
Bearbeitet von simifilm, 01 Oktober 2012 - 11:05.
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#5
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 10:00
#6
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 10:01
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#7
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 10:07
@Simifilm – Falls ich mich recht entsinne sind diese Sprüche historisch belegt. Und was für die Vergangenheit gilt kann ja auch in der Zukunft wieder aktuell werden… Die „aufmunternden Worte“ an die neuen Rekruten entsprechen in etwa den Dokumentationen der US Marineinfanterie.
Ich verstehe nicht recht, was hier das Argument ist. Ein Spruch à la "Das Militär macht Knaben zu Männern" finde ich in jedem Fall dumm (nicht zuletzt, weil ich selbst das zweifelhafte Vergnügen hatte, Militärdienst zu leisten. Das Einzige, was ich dort gelernt habe, war, dass Dummheit keine Grenzen kennt). Dass eine solche Einstellung in Kriegszeiten eher en vogue ist, macht sie deswegen nicht gescheiter.
In meiner deutschen Ausgabe vertritt Dubois nicht die Meinung, dass alle Probleme nur mit Gewalt gelöst werden können. Er bring einige Beispiele die verdeutlichen sollen, das man sich auf Verhandlungen als Problemlösung nicht verlassen kann. Und das man in diesen Fällen, ohne militärischen Rückhalt, verloren hat.
Habe das Buch jetzt gerade nicht vor mir, aber der Dialog läuft im Original etwa so: Schülerin: "Violence doesn't settle anything." Dubois: "Ask the people of Carthage. — Throughout history violence has settled more conflicts [oder "issues", weiss nicht mehr] than anything else. To believe something else is wishful thinking at its worst."
Das ist mehr oder weniger der Wortlaut (der, soweit ich mich erinnern kann, im Film fast 1:1 übernommen wird).
Bearbeitet von simifilm, 01 Oktober 2012 - 10:44.
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#8
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 10:43
Ob der Satz nun grundsätzlich dumm ist oder nicht, so wird doch in den folgenden Kapiteln deutlich gesagt was das Ziel der Ausbildung ist.Ich verstehe nicht recht, was hier das Argument ist. Ein Spruch à la "Das Militär macht Knaben zu Männer" finde ich in jedem Fall dumm
In anderer Hinsicht gebe ich dir Recht. Allein durch diese Ausbildung wird keiner ein „mündiger Bürger in Uniform“ Der Militärdienst als Voraussetzung für das Wahlrecht kann daher nicht als "Vorbildung" dienen.
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#9
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 10:47
Ob der Satz nun grundsätzlich dumm ist oder nicht, so wird doch in den folgenden Kapiteln deutlich gesagt was das Ziel der Ausbildung ist.
Irgendwie verstehe ich nach wie vor nicht, auf was Du hinauswillst. Nur zur Sicherheit: Mir ging es u.a. um die Widmung am Anfang "To Sarge Irgendwas, blabla, und alle anderen Sergeants, who turn boys into men" (oder so etwas). Das ist eine Widmung, die ganz unabhängig vom Romaninhalt eine klare Aussage enthält.
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#10
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 10:52
Irgendwie verstehe ich nach wie vor nicht, auf was Du hinauswillst. Nur zur Sicherheit: Mir ging es u.a. um die Widmung am Anfang "To Sarge Irgendwas, blabla, und alle anderen Sergeants, who turn boys into men" (oder so etwas). Das ist eine Widmung, die ganz unabhängig vom Romaninhalt eine klare Aussage enthält.
Eine gruselige Widming. Da bekomme ich Gänsehaut. Sorry, für die Einmischung.
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Moderator im Unterforum Fantasyguide
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Saramee
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#11
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 11:16
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#12
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 11:20
Widming?Eine gruselige Widming. Da bekomme ich Gänsehaut. Sorry, für die Einmischung.
Wieso Einmischung? Keine Meinung zur Diskussion oder liest Du nicht mit?
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#13
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 11:23
Ah, Ming schlich sich ein.Widming?
Wieso Einmischung? Keine Meinung zur Diskussion oder liest Du nicht mit?
Nee, ich lese nur den Thread, aber nicht das Buch mit.
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Moderator im Unterforum Fantasyguide
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#14
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 11:55
Mit den Worten meiner Großmütter: Wir haben unsere Brüder als Kinder zum Militär gehen sehen und als alte Männer kamen sie wieder zurück (oder sie wurden irgendwo in Russland begraben…)
Was eine ganz andere Aussage ist als die Widmung zu Beginn.
Ich will auf folgendes hinaus: Wenn man einer Tretmühle wie dem Militär ausgesetzt wird sind Veränderungen und neue Erkenntnisse das Ergebnis. Und sei es nur die Erkenntnis, dass das Ganze ziemlich dämlich ist. Kommen dazu noch die Erfahrungen aus Krieg und Gefangenschaft, so können diese Veränderungen sehr schwerwiegend sein.
Dito.
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#15
Geschrieben 01 Oktober 2012 - 12:51
Bearbeitet von Amtranik, 01 Oktober 2012 - 12:52.
#16
Geschrieben 02 Oktober 2012 - 07:19
#17
Geschrieben 05 Oktober 2012 - 07:01
#18
Geschrieben 05 Oktober 2012 - 10:19
Was eine ganz andere Aussage ist als die Widmung zu Beginn.
zu Skydivers:
Mit den Worten meiner Großmütter: Wir haben unsere Brüder als Kinder zum Militär gehen sehen und als alte Männer kamen sie wieder zurück (oder sie wurden irgendwo in Russland begraben…)
Diese Widmung ganz zu Beginn des Buches:
Come on, you apes! You wanta live forever?
— Unknown platoon sergeant, 1918
Wohl jeder, der eine militärische Ausbildung mitgemacht hat, kennt mehr oder minder deftige Aussagen aus dieser Zeit. Dieser (übrigens authentische) Ausspruch von Sergeant Major Daniel Joseph "Dan" Daly dürfte auf "echte" Veteranen allerdings noch einen ganz anderen Eindruck machen. Der Roman ist meiner Meinung nach-- bei aller handwerklichen Güte -- hurra-patriotisch bis militaristisch. Ich habe aufgehört zu lesen und wundere mich, was für einen Eindruck dieser seinerzeit auf mich jungen Depp gemacht hat.
LG
Jakob
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#19
Geschrieben 05 Oktober 2012 - 10:27
"Come on, you apes! You wanta live forever?" ist nicht die Widmung, die ich meine. Das ist das Zitat zu Beginn des ersten Kapitels. Es hat vorher noch eine Widmung: "To Sarge Irgendwas, blabla, und alle anderen Sergeants, who turn boys into men"
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#20
Geschrieben 05 Oktober 2012 - 11:28
Ich bin mittlerweile bei etwas mehr als die Hälfte des Buches angekommen. D.h. die ersten Einsätze mit den Resnicks bla bla…Na nu? Sind die anderen ähnlich geschockt wie ich das hier funkstille herrscht?
Ich teile deine Meinung bis zu diesem Stand. In anderen Beiträgen wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Einstellung des Rekruten, in etwa den tatsächlichen Einstellungen des Autors entspricht. Eine ziemlich gruselige Vorstellung.
Dann bist du ca 90 Jahre alt?und fühlte mich an meine Zeit bei der Wehrmacht erinnert.
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#21
Geschrieben 05 Oktober 2012 - 11:50
Ich bin mittlerweile bei etwas mehr als die Hälfte des Buches angekommen. D.h. die ersten Einsätze mit den Resnicks bla bla…
Ich teile deine Meinung bis zu diesem Stand. In anderen Beiträgen wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Einstellung des Rekruten, in etwa den tatsächlichen Einstellungen des Autors entspricht. Eine ziemlich gruselige Vorstellung.
Dann bist du ca 90 Jahre alt?
Ich musste meine gesamte Millitärzeit mit Galgenhumor ertragen, da ich damals schon angefangen hatte gut zu verdienen und mit meiner Freundin die noch in der Ausbildung war gerade einen Hausstand gegründet hatte. Prompt wurde ich noch mit 25 Jahren gezogen und durfte mich mit 17 jährigen Unteroffizieren amüsieren und brachte anstelle der 3000 DM nur noch knapp 400 nach Hause. Aus heutiger Sicht kann ich darüber lächeln aber damals war das für mich schon ziemlich hart und ohne hilfe von der Familie wären wir wohl nicht über die Runden gekommen. Ansonsten habe ich das Millitär als das erlebt was ich vorher auch so mitbekommen hatte. Es gibt natürlich die in Star Ship Troopers beschriebenen Erziehungsmaßnahmen. Man könnte wirklich glauben, solange man immer reinlich ist und seine Uniform sauber hält, ist man ein guter Mensch. Es reflektiert eigentlich genau die Art von Klein und Spießbürgertum wo der Schein alles ist der so lange in unserer Gesellschaft ausschlaggebend war und mit Sicherheit in Teilen der USA noch heute maßgeblich ist.
Am schlimmsten finde ich die Aussagen im Roman zur Kindererziehung. Körperliche Gewalt als einziges Mittel zur Einsicht. Einzig, die Frage, warum dieser Roman so weitverbreitet positiv gesehen wird treibt mich wirklich um, ansonsten muß ich darüber nur müde lächeln und kann ihn kaum wirklich ernst nehmen. Dazu ist er einfach zu einfältig.
#22
Geschrieben 05 Oktober 2012 - 22:45
Da bin ich ja mal auf Deine Eindrücke vom ewigen Krieg gespannt?Na nu? Sind die anderen ähnlich geschockt wie ich das hier funkstille herrscht?
...
Ich muss sagen hab mich schon länger nicht mehr über ein Machwerk so aufgeregt wie über diesen Schmarrn.
Hier mal ein Versuch, das Heinlein-Pamphlet ein wenig zu entschuldigen:
Starship-Troopers stammt aus dem Jahr 1959. Damals war der kalte Krieg auf seinem Höhepunkt und die US-Armee hatte noch nicht ihre Unschuld verloren. Sie hatten zuvor die Welt von dem NS-Faschismus befreit, die Expansion Japans beendet und bei ihrem Polizeieinsatz in Korea die alte Ordnung wieder hergestellt. Da passte der Hurra-Patriotismus, den Starship-Troopers verbreitet, noch zum us-amerikanischen Selbstverständnis. Zudem war ständig damit zu rechnen, dass aus dem kalten ein heißer Krieg (mit Massenvernichtungswaffen) wird. So gesehen ist Starship-Troopers mit seiner Glorifizierung der Armee ein in die Zeit passendes Werk.
Demgegenüber wurde Der ewige Krieg kurz nach dem Debakel des Vietnamkrieges geschrieben.
"Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser werden wird, wenn es anders
wäre, aber soviel kann ich sagen: Es muß anders werden, wenn es gut
werden soll." Georg Christoph Lichtenberg (1742 - 1799)
"Wenn Du ein Schiff bauen willst, so trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen,
Werkzeuge vorzubereiten, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten endlosen Meer."
(Antoine de Saint-Exupéry)
#23
Geschrieben 06 Oktober 2012 - 11:17
Danke für Deinen Hinweis auf die "richtige" Widmung.
Da hier (meine Person inbegriffen) etwas hart über Starship Troopers geurteit wurde, füge ich aus Gründen der Fairness (man höre auch die andere Seite ...) hier einen Link ein. Der Autor Christopher Weuve (u.a. Navy-Experte) versucht in seinem Essay einige "Mythen" bezüglich negativer Rezeption des Romans auszuräumen. Vorsicht: Spoiler-Gefahr!
@hawaklar
Dass man einen Roman aus der Zeit seiner Entstehung heraus interpretieren kann, ist klar. Es ist auch wichtig festzuhalten, dass man den Unterschied zwischen Aussagen von Protagonisten und dem Weltbildes des Autors im Auge behalten sollte. Für mich geht der Autor da allerdings etwas weit. Das würde nicht so viel machen, wenn Da irgendwo entschärfende Satire erkennbar wäre. Ich finde sie zumindest nicht.
Man könnte auch anmerken, dass gerade den US-Amerikanern aufgrund ihrer Verfassung gewisse Freiheitsrechte nicht so fremd sein sollten, auch wenn die Thematik "nur" in eine Romanhandlung eingebettet ist. Daher bewerte ich das andererseits auch nicht über. Es ist und bleibt ein Roman, wenngleich ein einflussreicher.
LG
Jakob
Edit: Danke an Trurl, Fehler korrigiert.
Bearbeitet von derbenutzer, 06 Oktober 2012 - 13:32.
Namensverwechslung korrigiert
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#24
Geschrieben 06 Oktober 2012 - 13:01
Jaktusch?? Der hat hier doch gar nix geschrieben.@Jaktusch
Jakob, du meintest sicher hawaklar oder?
Zur Handlung. Ich stecke noch am Anfang fest. Liegt daran, dass ich mir vorgenommen habe den Roman im Original zu lesen und das letzte Mal, als ich das gemacht habe, liegt schon etwas länger zurück, also tue ich mich etwas schwer mit den flüssigen Lesen. Da Heinlein sehr viele Wendungen benutzt, habe ich oft das Gefühl, dass mir der tatsächliche Sinn einiger Sätze entgeht und ich bin im Moment noch viel mit meinem Wörterbuch zu gange. Das bremst etwas den Lesefluss und den Genuß. Ich habe die Befürchtung, dass ich für den Roman etwas länger benötigen werde und ihn innerhalb des gesteckten Zeitrahmens nicht beenden kann.
Der Roman beginnt im Grunde sehr vielversprechend, mit einem durchaus spannend beschriebenen Action-Kapitel. Die minutiös und detailreich geschilderte Kommando-Aktion macht schon was her und führt den Leser gleich mitten hinein ins Geschehen. Begleitet wird die Schilderung des Angriffs mit lakonischen Zwischenbemerkungen Johnny Ricos, die seine Gedanken und Gefühlslage während des Angriffs kommentieren. Man steckt als Leser dem Helden praktisch direkt im Helm. Dies Kapitel ist von Heinlein dramaturgisch geschickt aufgebaut und befolgt die goldene Regel aller Spannungsplots: man beginne mit einem Erdbeben und steigere sich langsam bis zum Höhepunkt. Ob dies bei Starship Troopers allerdings der Fall ist, vage ich zu bezweifeln, wenn ich mir die Kommentare hier so durchlese.
Zunächst wird jedenfalls einen Gang zurückgeschaltet und es geht zurück an den Anfang, hin zu den Gründen für Johnny Ricos Eintritt in die Mobile Infantry.
LG Trurl
Wie die Welt noch einmal davonkam, aus Stanislaw Lem Kyberiade
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#25
Geschrieben 06 Oktober 2012 - 13:08
Bearbeitet von simifilm, 06 Oktober 2012 - 13:11.
Signatures sagen nie die Wahrheit.
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#26
Geschrieben 06 Oktober 2012 - 14:47
Da bin ich ja mal auf Deine Eindrücke vom ewigen Krieg gespannt?
Hier mal ein Versuch, das Heinlein-Pamphlet ein wenig zu entschuldigen:
Starship-Troopers stammt aus dem Jahr 1959. Damals war der kalte Krieg auf seinem Höhepunkt und die US-Armee hatte noch nicht ihre Unschuld verloren. Sie hatten zuvor die Welt von dem NS-Faschismus befreit, die Expansion Japans beendet und bei ihrem Polizeieinsatz in Korea die alte Ordnung wieder hergestellt. Da passte der Hurra-Patriotismus, den Starship-Troopers verbreitet, noch zum us-amerikanischen Selbstverständnis. Zudem war ständig damit zu rechnen, dass aus dem kalten ein heißer Krieg (mit Massenvernichtungswaffen) wird. So gesehen ist Starship-Troopers mit seiner Glorifizierung der Armee ein in die Zeit passendes Werk.
Demgegenüber wurde Der ewige Krieg kurz nach dem Debakel des Vietnamkrieges geschrieben.
Ist zwar schon mindestens 5 Jahre her seit ich Haldemans Ewigen Krieg gelesen habe, aber soweit ich das noch in Erinnerung habe, fand ich den ganz ok. Zwar war ich nicht unbedingt so begeistert davon wie man es gemeinhin von solch einem berühmten Roman annimmt, aber das kommt häufiger bei älteren Werken vor. Ich bin ja bei Heinleins Starship Troopers selber ein wenig entsetzt, denn ich halte mich normalerweise für einen Leser der sich des zeitlichen Kontextes wann ein Roman entstand wohl bewußt ist. Viele Kritikpunkte anderer Leser die sich gerade mit dem Aspekt auseinandersetzen das ein Werk in seiner Zeit verhaftet ist und in die Jahre gekommen ist spielt normalerweise für meine Bewertung eine geringe Rolle. Aber bei Heinleins Werk muss ich einfach sagen, das ganze ging schon zu weiten teilen über meine Schmerzgrenze und vertritt mittelalterliche, mittlerweile längst widerlegte Ansichten zur Erziehung und Charakterbildung des Menschen. Mich als Fan von SF ärgert es auch ein wenig das dies unter SF firmiert. Das hat doch mit SF genausoviel zu tun wie mit jedwedem anderen Genre. Würde nicht ein intergalaktischer Konflikt erwähnt, der im übrigen eine absolute Nebensächlichkeit ist und auch vom Autor aus meiner Sicht so behandelt wird, und ihn nicht ein Robert A Heinlein geschrieben hätte, käme vermutlich niemand ersnthaft auf die Idee diesen Roman in die SF einzuordnen.
#27
Geschrieben 06 Oktober 2012 - 19:03
Womit beginnen? Vielleicht etwas positives zum Anfang: Aufbau des Romans und Schreibstil haben mir, bis auf wenige Ausnahmen gut gefallen. Der magere Inhalt hat sich glücklicherweise auf eine überschaubare Seitenzahl beschränkt. Von daher für einen Lesezirkel geeignet, wenn auch schon nach wenigen Seiten zu erkennen war, dass mich die Aussagen des Buches eher abschrecken.
Auch aus Sicht des Erscheinungsjahres kann ich die Einstellungen des Autors nicht nachvollziehen. Auch im Jahr 1959 lagen genug Erfahrungen aus dem zweiten Weltkrieg und Korea vor um nicht so einen plumpen Plot hinzulegen. Wirtschaftliche und kulturelle Entwicklungen und Zusammenhänge werden ausgeblendet oder als Spielwiesen für unreife, egoistische Individuen verunglimpft. Dass es sich nicht um die Meinung des Autors, sondern um eine Rico angedichtete Einstellung handelt ist nicht zu erkennen. In diesem Fall hätte zumindest eine entsprechende Figur eine kritische Stimme haben müssen. Prügelstrafe als entscheidendes Mittel der Erziehung?? Das hat die letzten paar tausend Jahre auch hervorragend geklappt. Das sollte man ja unbedingt wieder aufleben lassen…
Der zweite längere Kampfeinsatz gegen Ende des Buches hat wieder etwas Spannung in die Handlung gebracht. Das abschließende „Mit Papa in die Schlacht ziehen“ war eine der gefühlten 31 Bruchlandungen…
Unfreiwillig komisch wirkte Heinleins Frauenbild. Wo er das wohl her hatte? Aus dem Kindergarten??
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#28
Geschrieben 07 Oktober 2012 - 16:50
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#29
Geschrieben 07 Oktober 2012 - 21:25
#30
Geschrieben 07 Oktober 2012 - 22:17
Was mich zusätzlich verunstimmte, waren die sachlichen Blödheiten. Als Beispiel ist mir die Sache mit Platons 'Republik' in Erinnerung geblieben.
Irgendwann im Unterricht vom Philosophen Dubois heißt es, Platon habe seinen Kommunistenstaat lächerlicherweise Republik genannt. Nun. Mit "Republik" übersetzen die US-Amerikaner Platons Werk "Politeia". Eine eher dumme Übersetzung, da der griechische Begriff Politeia wenig mit dem System Republik zuschaffen hat. Ins Deutsche wird das Werk meist treffender mit "Der Staat" übersetzt. (Und eine kleine Randbemerkung: Platon hat seinem Werk gar keinen Titel gegeben – dies ist erst später geschehen.) Dass Platons (mir eher unsympathischer Idealstaat) einige Ähnlichkeit mit dem besten Staat, wie ihn "Starship Troopers" darstellt, hat, macht Heinleins Bemerkung gänzlich zum Treppenwitz.
- Dr. Karel Lamonte, Atomic Scientist (Top of the Food Chain, Can 1999)
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